6. Würzburger Psychotherapiekongress - 04. - 07.04.2024
Zum nun sechsten Mal fanden ca. 200 Teilnehmende den Weg zum Würzburger Psychotherapiekongress, im April 2024 in den Räumlichkeiten des
Deutschhaus-Gymnasiums, um ihren (Selbst-) Erfahrungshorizont zu erweitern und anregende vier Tage zu verbringen.
Einen herzlichen Dank an unsere tollen Referierende und alle, die den Kongress zu einem reichhaltigen Erlebnis gemacht haben!
Mit den folgenden Impressionen laden wir euch ein, entweder in Erinnerungen zu schwelgen und den Kongress 2024 nochmal Revue passieren zu lassen,
oder einen Eindruck zu bekommen, was euch vielleicht beim nächsten Kongress erwarten könnte.
Einige Fotos folgen in Kürze!
Es ist. Was ist? Es!
Wir haben uns fast schon daran gewöhnt, an die Relativität und auch Beherrschbarkeit von fast allem. Gott ist schon eine ganze Weile tot, die sozialen Kontakte in den virtuellen Raum verlagert, den Wünschen sind in diesen neuen Welten keine Grenzen gesetzt. Darstellungen jeder Spielart menschlicher Sexualität sind per Mausklick in Sekunden erreichbar. Die Unterscheidung zwischen menschlichem Gegenüber und Bot wird zunehmend bedeutungslos, stellenweise vielleicht sogar die Unterscheidung von Selbst und KI. Was bedeutet noch Autorenschaft? Bislang selbstverständliche Narrative verlieren ihre Gültigkeit, die Grenzen zwischen Geschlechtern und Generationen werden bis zur Unkenntlichkeit verwischt. Alle einengenden, damit aber auch haltgebenden Strukturen, Grenzen und Instanzen sind prinzipiell hinterfragbar und dekonstruierbar.
Und dann werden wir krank. Oder wir sterben. Oder wir bringen uns gegenseitig um. Nicht metaphorisch, nicht im Diskurs. Ganz real auf dem Schlachtfeld, in der Ukraine, in Gaza, bald schon wieder im Kosovo? Unsere Atmosphäre heizt sich immer weiter auf, und es ist fraglich, ob wir unseren Kindern und Enkeln noch einen bewohnbaren Planeten hinterlassen werden.
Und ich kann nichts dagegen tun. Es ist.
Möglicherweise war die gefühlte Spannung zwischen der Allmacht des Individuums und dessen Machtlosigkeit noch nie so radikal wie in unseren Tagen. Ich kann mich körperlich in jede gewünschte Richtung modifizieren, mich in der Hoffnung auf Unsterblichkeit einfrieren lassen, vielleicht bald schon meinen Geist in eine Virtualität hochladen lassen. Und dann wieder stehe ich einem Virus, der menschlichen Destruktivität und anderen Katastrophen völlig hilflos gegenüber. Möglicherweise haben wir erst jetzt das Zeitalter des Absurden endgültig erreicht.
Wie umgehen damit, wenn zunehmend Menschen Therapie suchen, die sich nicht oder nicht nur mit ihrer inneren Konflikthaftigkeit oder mit individuellen Traumatisierungen rumschlagen, sondern die sich nachvollziehbarerweise existentiell bedroht fühlen? Deren Leid man nicht mit mangelndem Coping erklären kann? Aber nicht nur anhand der größtmöglichen humanitären Katastrophen merken wir unsere Hilflosigkeit und unsere Kleinheit vor den „facts of life“. Wir sind in dieses Leben geworfen, und trotz aller Entwicklungen und Fortschritte dem Gegebenen unterworfen.
Aber liegt darin nicht gerade die Herausforderung? Das Gegebene, das, was ist, anzunehmen wie der Camus´sche Sisyphos, den wir uns als glücklichen Menschen vorstellen müssen? Wo ist die Grenze zwischen Macht und Ohnmacht? Was können wir ändern, was müssen wir akzeptieren?